Auszug aus dem Bericht über die Projektwoche 1994 im Fach Vermessung der Raumplanungszeichner der Baugewerblichen Berufsschule Zürich:
Collorgues, vormals Coulorga, Colorga oder Coulorgues, war früher wenig bekannt, jedoch schon bewohnt. Um 900 v.Chr. wanderten aus dem Norden die Kelten in die von den Iberern besetzte Region ein. 400 v.Chr. lassen sich die Gallier in diesem Gebiet nieder. 100 v.Chr. wurde es von den Römern besetzt, welche nach einigen friedlichen Jahrhunderten von den arianisch-christlichen Westgoten verdrängt wurden. Im 11. Jh. tritt das Volk der Katharer zum ersten Mal im Languedoc auf. Man vermutet, dass sie ihren Ursprung entweder im arianischen Christentum oder in einer Verschmelzung christlicher, buddhistischer und zoreastrischer Lehren haben. Der arianische Glaube zeichnete sich durch grosse Toleranz und eine freiheitliche Gesinnung aus. Dem entsprach die, dem Volk sympathische, bescheidene Lebensweise der katharischen Kirchenführer, im Gegensatz zur katholischen Kirche, wo vielmehr die Prunksucht und die Unfähigkeit, die okzitanischen Grundrechte anzuerkennen, vorherrschte.
Die arianische Religion hatte einen sehr grossen Zulauf von Gläubigen. Als Reaktion darauf rief der Papst 1209 zum Kreuzzug gegen die ,Ketzer im Christenland’ auf. Dieser dauerte 20 Jahre, während derer die Katharer gänzlich ausgerottet wurden. Zugleich geriet das Languedoc unter die französische Krone, welche die katharischen Adeligen bekämpft hatte.
1280 wurde für den Statthalter in Collorgues das Chateau erbaut. Dieses einfache, prunklose Gebäude zeugt heute noch davon, das Collorgues immer ein armes Dorf war. Der 100-jährige Krieg und die in jener Zeit ausbrechende Pest brachten das Dorf und die ganze Region an den Rand des Abgrundes. Der Klerus schwelgte dessen ungeachtet im Luxus, was den Unmut des Volkes erregte. Die Region war deshalb eine der ersten, welche sich der Bewegung des Protestantismus anschloss. Er begann sich Anfangs des 16 Jh. auszubreiten. Die dadurch ausgelösten Glaubenskriege, die auch am mehrheitlich protestantischen, hugenottischen Collorgues nicht spurlos vorbeigingen, dauerten fast bis zur Französischen Revolution an. Den Hugenotten diente das schwer zugängliche Hinterland als Bollwerk gegen die Verfolgung durch die papsttreuen Könige. Sie setzten sich, im Gegensatz zu den Katharern, die jegliche Gewaltanwendung verurteilt hatten, mit Waffen zur Wehr. Die Verhaftung einiger Prediger des Dorfes lässt sich geschichtlich belegen. Die Bewohner des Dorfes mussten unter vielen Repressalien leiden. So durfte sich niemand, ausser mit Bewilligung des Konsuls, vom Dorf entfernen. Die Garnison Saint- Chaptes hatte den Auftrag, über die Bewohner der Dörfer in der Umgebung zu wachen. Frauen wurden ins Frauengefängnis nach Aigues-Mortes verschleppt, die Männer mussten auf die Galeeren.